Die glücklichste Stunde dieser Woche schenkte mir meine Adoptivnichte heute: Microengel und ich besuchten sie im Stall bei ihrem Pferd.

Um nicht unerfüllbare Begehrlichkeiten zu wecken, hatte ich mich jahrelang von Ställen und Pferden fern gehalten. Reitstunden für zwei Nachwuchsengel sind für mich unerschwinglich, und ich dachte, wenn ich gar nicht erst in die Nähe eines Reitstalls komme, verlieren Pferde irgendwann ihre Anziehungskraft.

Keine zwei Minuten hat es gebraucht. Durch den Matsch watend, mit drohendem Regen über unseren Köpfen, atmeten wir tief den Duft nach Mist und Pferd und Heu ein, spürten den Atem der nach Leckerchen suchenden Nüstern auf den Handflächen, hörten den satten Klang von Hufen auf dem Stallboden und schon war´s das, das mit der verlorenen Anziehungskraft.

Die Krönung der Glückseligkeit war die erste halbe Reitstunde für den Microengel. Ich weiß nicht, wessen Augen mehr strahlten, ihre oder meine. Ach, das ist reines Glück!!!

Es ist nicht schön, wenn man im Nachhinein mit eigenen Augen zu sehen bekommt, was man vorher nur geahnt hat. Die ganze Zeit denke ich, ich würde mir alles nur einbilden, ich würde meine eigenen negativen Gefühle projezieren und rudere innerlich zurück. Ich will halt nicht glauben, dass man mich so schlimm betrügt.

Alles hätte ich gedacht. Aber meine Nase betrog mich damals nicht. Der Erzengellover schlug sehr fest zu, als er meine Kinder als Grund für unsere Trennung angab. Das musste er auch, damit ich zu verletzt war, um dem wahren Grund auch nur nahe zukommen. Denn die Wahrheit ist zu armselig, zu billig: er ist wieder zu der Frau zurück, von der er mir immer sagte, sie habe ihn um Geld betrogen, sie gehöre in eine psychische Anstalt und sie sei viel zu alt für ihn.

Was hat er mir nicht alles über sie erzählt... und was sind das dann mit diesem Wissen für verlogene Jahre gewesen?